Die Stärke der AfD bei ihren Auftritten in sozialen Medien wird nach einer Studie zu den Landtagswahlkämpfen in Thüringen, Brandenburg und Sachsen überschätzt. Die Studie «Social-Media-Partei AfD?» ist als Arbeitspapier der Otto-Brenner-Stiftung erschienen, der Wissenschaftsstiftung der Gewerkschaft IG Metall.
Unterschiede in Sachsen, Thüringen und Brandenburg
Die Studie nahm die drei Landtagswahlkämpfe der AfD in Sachsen, Thüringen und Brandenburg in den Blick. Den Autoren zufolge agierte die AfD im digitalen Raum dabei von Land zu Land unterschiedlich - am agilsten demnach in Brandenburg.
Die Kandidatinnen und Kandidaten hätten in Brandenburg am meisten in den digitalen Wahlkampf investiert, «beginnend mit der Präsenz auf TikTok und den Investments für digitale Wahlwerbung auf Facebook und Instagram», schreiben die Autoren im Fazit ihrer Studie.
In Thüringen habe die AfD sich stark auf ihren Spitzenkandidaten Björn Höcke fokussiert. In Sachsen habe die Konkurrenz zur Kleinstpartei Freie Sachsen «zu einer Schwächung der Position der AfD im rechtsextremen Bewegungssektor» geführt.
Generell seien die drei Wahlkämpfe von einer hohen Mobilisierung online wie offline geprägt gewesen. «In der Tat waren die Sphären kaum zu trennen, denn viele Auftritte vor Ort wurden digital begleitet, wohingegen Trends aus dem Netz sich auch auf Plakaten und Wahlreden wiederfanden», heißt es in einer Kurzzusammenfassung der Studie.
Provokationsmotor Junge Alternative
Als Provokationsmotor habe dabei die AfD-Jugendorganisation Junge Alternative gewirkt. «Die Provokation mit extremen, rassistischen und migrationsfeindlichen Aussagen – transportiert auch über generative Künstliche Intelligenz – trug zur besseren Sichtbarkeit der Partei bei, was vor allem der AfD in Brandenburg und Thüringen nutzte», schreiben die Autoren der Studie.
Zudem seien die sozialen Medien in der Vermarktung politischer Inhalte stets mitgedacht worden, «um crossmedial die größtmögliche Reichweite zu erlangen und Gegenreaktionen zu provozieren». Dies habe dazu beigetragen, dass die digitale Leistung der AfD in der Öffentlichkeit häufig überschätzt worden sei. «Zwar übten die AfD-Landesverbände im Zusammenwirken mit rechten Medien und Agenturen durchaus Dominanz in digitalen Räumen aus», schreiben die Autoren.
Allerdings seien hohe Reichweiten nur vereinzelt erreicht worden. Nur wenige Kandidatinnen und Kandidaten hätten sich auf die Eigenheiten von Plattformen wie TikTok eingelassen. «Dass die Partei dennoch so präsent ist, liegt eher an der Unsichtbarkeit anderer Parteien als an einem souveränen Umgang der AfD mit TikTok.»
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