Die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der Thüringer Metallindustrie haben begonnen - und sind bereits nach zwei Stunden auf den 21. Oktober vertagt worden. Die Positionen zwischen der IG Metall und den Arbeitgebern lagen bei der ersten Runde in Weimar weit auseinander. Nach Gewerkschaftsangaben bekräftigten etwa 100 Arbeitnehmer aus verschiedenen Unternehmen die Forderung nach Einkommensverbesserungen von sieben Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten mit einer Demonstration am Verhandlungsort. Die IG Metall erwartet eine «konfliktreiche Auseinandersetzung in Thüringen».
Verhandelt wird für rund 20.000 Beschäftigte in tarifgebundenen Unternehmen. Viele andere Arbeitgeber orientieren sich bei Firmentarifverträgen jedoch an dem Abschluss. Insgesamt arbeiten in der Thüringer Metallindustrie nach Schätzungen etwa 80.000 Menschen.
Arbeitgeber verweisen auf Wirtschaftskrise
Die Gewerkschaft verlangt außerdem, die Ausbildungsvergütungen für den Berufsnachwuchs überproportional um 170 Euro pro Monat anzuheben. Sie will zudem eine soziale Komponente für Beschäftigte mit niedrigen Einkommen und mehr Zeitsouveränität für die Arbeitnehmer erreichen.
Der Verband der Metall- und Elektroindustrie hält die Forderung mit Verweis auf die Konjunkturschwäche und den Strukturwandel vor allem in der Autoindustrie für unrealistisch. «Angesichts der Wirtschaftskrise, in der wir uns befinden, sind hohe Einkommenssteigerungen nicht vermittelbar», teilte der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Thomas Kaeser, mit. Die Auftragslage lasse keine Besserung erwarten, auch die Deindustrialisierung schreite voran. «Die Lage ist ernst und die Aussichten trüb.»
Kaeser: «Wir brauchen eine Tarifpolitik, die den Standort stärkt, die die Unternehmen in dieser sehr schwierigen wirtschaftlichen Lage unterstützt und damit Arbeitsplätze sichert. Wir sind gesprächsbereit und werden über alle offiziellen Forderungen sprechen, denn wir brauchen einen Abschluss mit Augenmaß.»
IG Metall hält sieben Prozent für nötig
Der Verhandlungsführer der IG Metall, Jörg Köhlinger, begründete die Forderungen der Gewerkschaft mit noch immer hohen Energie- und Lebenshaltungskosten. Die Einmalzahlungen aus dem vergangenen Tarifabschluss seien aufgebraucht. Experten seien sich einig, dass der private Konsum ein entscheidender Faktor der wirtschaftlichen Entwicklung sei. Die IG Metall beurteile die wirtschaftliche Lage realistisch und ein Untergangsszenario, wie es die Arbeitgeber derzeit malten, sei nicht angemessen, so Köhlinger. «Die Lage ist herausfordernd, doch an den Arbeitskosten liegt es nicht.» Diese machten in der Metall- und Elektroindustrie im Schnitt nur 16 Prozent der Gesamtkosten aus.
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