An Brauchtumspflege interessierte Menschen in Thüringen finden sich nach Beobachtungen des Landestrachtenverbandes zunehmend eher in losen Gruppierungen ohne Vereinsstatus zusammen. «Die Vereinsbindung geht zurück», sagte der Verbandsvorsitzende Knut Kreuch auf Anfrage. Dies hänge wohl mit der Scheu vor dem mit einer Vereinsgründung verbundenen Prozedere wie der Meldung beim Amtsgericht und den daraus resultierenden Pflichten, etwa Rechenschaftsberichten, zusammen. Dennoch sei das Interesse an der Beschäftigung mit Trachten, Mundarten oder Volkstänzen in Thüringen weiterhin hoch.
Über 100 Trachtenvereine mit rund 5000 Mitgliedern
Im Freistaat gibt es Kreuch zufolge derzeit mehr als 100 Trachtenvereine mit rund 5000 Mitgliedern. Deren Altersdurchschnitt liege bei etwa 50 Jahren. Der älteste Verein sei der vor 125 Jahren gegründete Folkloreverein «Alt-Ruhla» im Wartburgkreis, der unter anderem Theater in der für die Uhrenstadt Ruhla typischen Mundart spiele, Publikationen herausgebe und ein Museum betreibe.
Trachten sind nach Angaben des Verbandschefs seit Anfang des 19. Jahrhunderts verbreitet. Sie spiegeln in Farben und Ausstattung Besonderheiten der verschiedenen Thüringer Regionen.
Ohrdruf im Landkreis Gotha ist am Samstag Ausrichter des diesjährigen Thüringer Trachtentages. Er erinnert daran, dass seit 1300 Jahren Kirchweih (Kirmes) gefeiert wird. 724 hatte der Heilige Bonifatius in Ohrdruf die erste christliche Kapelle gegründet.
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