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Ärztevertreter fordern Neuplanung der Thüringer Kliniklandschaft

Die Thüringer Ärztevertretungen haben Empfehlungen für künftige Klinikstrukturen erarbeitet. (Symbolbild) / Foto: Marcus Brandt/dpa
Die Thüringer Ärztevertretungen haben Empfehlungen für künftige Klinikstrukturen erarbeitet. (Symbolbild) / Foto: Marcus Brandt/dpa

Klinikinsolvenzen haben in diesem Jahr ein Schlaglicht auf die Situation vor allem kleiner Krankenhäuser in Thüringen geworfen. Ärztevertreter fordern nun, daraus die richtigen Konsequenzen zu ziehen.

Ärztevertreter fordern vom Land, die Neuplanung der Thüringer Kliniklandschaft zügig in Angriff zu nehmen und dabei mutige Entscheidungen zu treffen. Angesichts der wirtschaftlichen Not vieler Krankenhäuser, von Bevölkerungsentwicklung und Fachkräftemangel sei keine Zeit zu verlieren, heißt es in Empfehlungen der Landesärztekammer zur Umsetzung des neuen Thüringer Krankenhausplans, die die Kammer in Jena vorstellte. «Ansonsten werden noch andere Kliniken die Segel streichen», sagte Vorstandsmitglied Heiko Wunderlich mit Blick auf Klinikinsolvenzen in Süd- und Ostthüringen in diesem Jahr.

Die inzwischen nur noch geschäftsführende Landesregierung hatte den neuen Krankenhausplan im Sommer verabschiedet, allerdings zunächst ohne konkrete Vorgaben für Versorgungsangebote der Klinikstandorte zu machen. Hintergrund ist die Krankenhausreform des Bundes, die zu diesem Zeitpunkt nicht verabschiedet war. Inzwischen hat der Bundestag das Gesetz beschlossen. Es sieht neben einer Umstellung der Vergütung auch strengere Qualitätskriterien für Kliniken vor. 

Alternativen zu kleinen Landkrankenhäusern

Für Thüringen schlagen die Ärztevertreter konkret vor, in Regionen jenseits der städtischen Zentren vernetzte ambulant-stationäre Gesundheitszentren für die Grundversorgung aufzubauen, etwa in Neuhaus am Rennweg, Bad Frankenhausen, Pößneck oder Schleiz. Sie könnten neben ambulant tätigen Ärzten über kleine Stationen mit bis zu 20 Betten für die Behandlung weniger gravierender Erkrankungen verfügen. Bei anspruchsvolleren Behandlungen sollten Patienten in dafür geeigneten Häusern versorgt werden. 

Spezialisierte Leistungen wie die Herzinfarkt-, Schlaganfall- oder Frühgeburtenversorgung sollen laut Kammer nur noch in Kliniken erbracht werden, die dafür die erforderlichen Qualitätskriterien erfüllen. Herzinfarktpatienten etwa sollen von den Rettungsdiensten nur noch in die Kliniken gebracht werden, die mit täglich rund um die Uhr verfügbaren Herzkatheterlaboren ausgestattet sind. Diese Absicht ist im Krankenhausplan bereits aufgeführt. 

Kein Bedarf an neuer Herzchirurgie oder Uniklinik

Die Ärztevertreter sprachen sich klar gegen den Aufbau neuer Klinikstrukturen in räumlicher Nähe zu bereits bestehenden Kliniken aus. In identische medizinische Angebote bei nicht weit voneinander entfernt liegenden Krankenhäusern solle nicht investiert werden, hieß es. Auch für neue hoch spezialisierte Kliniken sieht die Kammer keinen Bedarf. «Es wird den Thüringer Patienten nicht helfen, wenn es hier eine weitere Herzchirurgie gibt», betonte Hauptgeschäftsführer Matthias Zenker. Auch eine weitere Universitätsklinik neben der in Jena sei nicht nötig.

In Thüringen gibt es rund 40 Akutkrankenhäuser. In einem Gutachten für den neuen Krankenhausplan war der Abbau von rund 3.000 Klinikbetten in Thüringen empfohlen worden.

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