Geht es nach der Stadtverwaltung soll in Erfurt zunächst eine temporäre Einrichtung als zentraler Anlaufpunkt zum Thema Welterbe entstehen. Die Errichtung einer Architektur ohne Fundament sei schon im kommenden Jahr (2025) denkbar, sagte der inzwischen zum Staatssekretär für Digitales und Infrastruktur ernannte Tobias Knoblich noch in seiner Funktion als Erfurts Kulturdezernent. Beratungen für den Bau seien für Januar geplant. Allerdings müsse noch der Stadtrat dazu tagen.
Hintergrund ist eine andere Entscheidung des Stadtrats, wonach ein geplantes Welterbe-Zentrum für die drei Bauten in Erfurts Altstadt als Zeugnisse des jüdisch-mittelalterlichen Erbes auf einem Parkplatz hinter dem Rathaus in der Altstadt entstehen solle. Ein möglicher Neubau dafür könne aber frühestens in 10 bis 15 Jahren realisiert werden, so Knoblich. Unter dem Parkplatz werden auch Überreste einer weiteren mittelalterlichen Synagoge vermutet.
«Nicht zu chic, nicht zu lumpig»
Um in der Zwischenzeit dennoch ein Informations- und Bildungszentrum anbieten zu können, sei etwa eine Leichtbaukonstruktion denkbar. «Nicht zu chic, aber nicht zu lumpig, das ist das Etappenziel», verdeutlichte Knoblich. Er betonte, dass nicht der Eindruck entstehen solle, dass die temporäre Einrichtung eigentlich genüge und deshalb kein Neubau nötig sei.
Die Unesco hatte 2023 drei Bauten in Erfurts Altstadt als Zeugnisse des jüdisch-mittelalterlichen Erbes in die Welterbe-Liste aufgenommen: die Alte Synagoge, eine Mikwe (Ritualbad) und das Steinerne Haus. Die verbesserte Erschließung der Stätten stellt die Stadt aber vor Herausforderungen.
Balanceakt: Öffnung und Bewahrung
So wird die Alte Synagoge schon museal genutzt. Allerdings herrscht an dem Standort mit Bauteilen aus dem 11. Jahrhundert Platzmangel. Bauliche Veränderung für den bisherigen Eingang könnten helfen, Besucherströme besser zu lenken, so Knoblich. Auch dafür soll 2025 die Planung konkreter werden. An der kleinen Mikwe werde sich voraussichtlich nichts ändern. Dort sei das Maximum der Besucherfrequenz erreicht.
Noch komplizierter ist die Situation beim Steinernen Haus: Der profane Steinbau aus der Zeit um 1250 ist in einem Gebäudekomplex gelegen und öffentlich bisher nicht zugänglich. Für den künftigen Umgang sei ein gründlich ausgearbeitetes Konzept nötig. «Erhalt und Schutz der Monumente sind das oberste Gebot», betonte Knoblich.
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