Die Bedeutung von Packstationen wird nach Branchenangaben in Thüringen weiter steigen. «Wir gehen davon aus, dass das derzeitige Angebot künftig deutlich ausgebaut wird», erläuterte Andreas Schumann, Vorsitzender des Bundesverbands der Kurier-Express-Post-Dienste, der mittelständische Branchenunternehmen vertritt, darunter auch Hersteller von Packstationen und Paketboxen. Angesichts von Faktoren wie einem geringeren Personalbedarf, steigender Nachfrage beim E-Commerce und immer weniger Läden, die als Postfiliale dienen könnten, sei mit einem steigenden Bedarf zu rechnen.
Aktuell hätten die Boxen bundesweit einen Anteil im einstelligen Prozentbereich am Sendungsvolumen, der sich in den kommenden Jahren auf bis zu 20 Prozent erhöhen könne. So sei etwa beim Postdienstleister DHL einem Sprecher zufolge ein weiterer Ausbau der aktuell deutschlandweit rund 13.800 Standorte in der Planung.
Standorte umkämpft
Beim Kundenverhalten spiele die in Fachkreisen sogenannte «Slipperdistanz» eine wichtige Rolle: So würden Pakete im Umkreis von bis zu 200 Metern um die eigene Wohnung recht zuverlässig abgeholt. Mit zunehmender Distanz verringerten sich auch die Abholraten merklich - deutlich mehr Pakete gingen ohne Zustellung an den Absender zurück. Nach Schumanns Worten ist es jedoch zunehmend schwierig, geeignete attraktive Standorte für neue Boxen zu finden. Diese seien bereits hart umkämpft.
Mehrere 100 Packstationen in Thüringen
«Langfristig werden wir um mehr Paketstationen nicht herumkommen», meint Detlef Symanski, Inhaber der auf das Auslieferungsgeschäft fokussierten Unternehmensberatung Consulting Management Symanski. Seinen Schätzungen zufolge gibt es im Freistaat rund 300 Packstationen und etwa 220 Postfilialen des Anbieters DHL sowie 100 bis 150 Paketstationen von Amazon, die allerdings nur für Sendungen der firmeneigenen Shops zur Verfügung stünden. Boxen anderer Anbieter spielten in Thüringen bisher noch keine größere Rolle. Die überwiegende Mehrheit der Standorte gebe es in Erfurt und Jena, den Experten zufolge könnten die Boxen gerade auf dem Land in Zukunft wichtiger werden.
Ein weiterer Wachstumsmarkt für Paketboxen liegt laut Schumann abseits von Zulieferdiensten. So nutzten immer mehr Unternehmen die Technik als Zusatzangebot für Kunden oder Geschäftspartner: Supermärkte, Baumärkte oder Reinigungen etwa böten zunehmend die von Ladenöffnungszeiten unabhängige Abholmöglichkeit an. Auch auf dem Bausektor würden etwa Arbeitsgeräte vermehrt in Boxen abgelegt. In großen Wohnanlagen könne Werkzeug so für alle Mieter sicher zugänglich gemacht werden.
Obwohl der Marktanteil der Boxen in Zukunft steigen werde, gebe es aber auch auf lange Sicht keine Alternative zur Auslieferung, hob Schumann hervor: «Die Menge der jährlich versendeten Pakte ist in Deutschland so hoch, dass es unmöglich ist, so viele Boxen bereitzustellen.»
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten