Spatzen, Amseln und Meisen sind in Thüringen derzeit deutlich weniger zu sehen als noch im Vorjahr. Das ergab die diesjährige Zählaktion von Wintervögeln, wie der Naturschutzbund Thüringen (Nabu) in Jena mitteilte. Sorgen bereite vor allem der Rückgang der Spatzenarten. So hätten sich die Bestände der Feldsperlinge bereits in den vergangenen Jahren deutlich verringert. Dieser Trend bestätige sich ebenfalls bundesweit. Im Vergleich zum Vorjahr wurden mit 5.960 Feldsperlingen im Freistaat elf Prozent weniger gezählt als im Jahr zuvor. Gründe dafür seien unter anderem die Industrialisierung der Landwirtschaft und der Flächenverbrauch.
Auswirkungen der Flächenversiegelung
Den Rückgang des eher in Siedlungsräumen vorkommenden Haussperlings führt der Nabu auf die Flächenversiegelung zurück, wodurch die Vögel weniger Nahrung finden. Auch Kurzrasen in den Gärten und weniger Nistmöglichkeiten aufgrund abgedichteter Fassaden machten es den Spatzen schwer. Bei der «Stunde der Wintervögel» wurden 18.581 Haussperlinge gezählt, was einem Rückgang von fünf Prozent entsprach.
Erstmalig wurden den Angaben nach bei der jetzigen Winterzählung Gebirgsstelzen gemeldet. «Mildere Winter könnten dazu führen, dass Gebirgsstelzen in unseren Breitengraden öfter gesichtet werden», sagte Marcus Orlamünder vom Nabu. Öfter gesichtet wurden außerdem Kernbeißer und Bergfinken. Sie wurden in Thüringen mehr als 30 Prozent häufiger als 2024 gemeldet. Beide Arten ziehen im Winter auf der Suche nach Samen und Früchten in größeren Trupps umher.
Erfolgreiche Mitmachaktion zur Vogelzählung
Insgesamt wurden in Thüringen 93.135 Vögel in 2.579 Gärten gezählt. Die Top Five der Thüringer Wintervögel sind Haussperling, Kohlmeise, Blaumeise, Amsel und Feldsperling. Die «Stunde der Wintervögel» ist Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmachaktion zu der im Januar bereits zum 15. Mal aufgerufen worden war. In Thüringen haben den Angaben nach mehr als 4.000 Menschen die Vögel in Gärten, Parks oder Balkonen beobachtet und gezählt. Die Fachleute erhoffen sich dadurch Erkenntnisse über langfristige Veränderungen in der Vogelwelt. Die nächste Vogelzählung ist mit der «Stunde der Gartenvögel» vom 9. bis 11. Mai geplant.
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