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Nach Brand: Mehr Notfallschutz für Kulturgut gefordert

Die Turmspitze vom Gebäude der ehemaligen Börse «Boersen» von Kopenhagen liegt auf dem Boden. / Foto: Ida Marie Odgaard/Ritzau Scanpix Foto/AP/dpa
Die Turmspitze vom Gebäude der ehemaligen Börse «Boersen» von Kopenhagen liegt auf dem Boden. / Foto: Ida Marie Odgaard/Ritzau Scanpix Foto/AP/dpa

Mit Sorge blicken für Kulturgut Verantwortliche auf die zerstörte historische Börse in Kopenhagen. Denn auch in Deutschland gab es schon ähnliche Katastrophen. Und weitere sind nicht auszuschließen.

Weimar/Berlin/Kopenhagen - Mit Blick auf den Brand der Kopenhagener Börse werden Forderungen nach besserer Unterstützung zum Schutz von Kulturgut in Deutschland laut. «Wir versuchen seit vielen Jahren das Thema auf Bundesebene voranzubringen», sagte Almut Siegel am Dienstag. Sie ist mit Alke Dohrmann Projektleiterin für das Gemeinsame Portal der Notfallverbünde Kulturgutschutz in Deutschland und verantwortet den SicherheitsLeitfaden Kulturgut (SiLK).

«Das Thema Kulturgutschutz ist bisher aufgrund der föderalen Struktur und der Kulturhoheit der Länder nicht stark auf Bundesebene verankert», sagte Siegel der Deutschen Presse-Agentur. Nötig sei aber ein gemeinsames fachliches Dach. Es brauche Geld und Kapazitäten, um eine Struktur für Grundsatzarbeit zu schaffen.

Mit Blick auf die Ereignisse in Kopenhagen sagte Siegel: «Das verursacht allen, die für Kulturgut verantwortlich sind, einen großen Schreck und es ist ein schlimmer Moment, zu sehen, dass trotz aller Bemühen so etwas passieren kann.» Wichtig sei zu klären, wie es zu dem Feuer kam und entsprechend Lehren daraus zu ziehen.

«20 Jahre nach dem Brand bei uns löst es in unserem Haus besondere Emotionen aus, diese Bilder aus Kopenhagen zu sehen», sagte in Weimar der Direktor der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek, Reinhard Laube. Er habe Kontakt mit der Königlichen Bibliothek Kopenhagen aufgenommen und Unterstützung aus Weimar angeboten, sollten bei dem Feuer in der Börse auch Bücher oder Archivdokumente beschädigt worden sein. Denn die Weimarer Bibliothek hat nach dem verheerenden Brand 2004 eine spezielle Methode zur Restaurierung brandgeschädigter Bücher entwickelt. Ihre Fachleute helfen auch international.

Ein aus bislang ungeklärter Ursache ausgebrochenes Feuer zerstörte am Montag große Teile der historischen Börse in Kopenhagen. Die alte Börse beherbergt auch eine Kunstsammlung. Fernsehbilder zeigten, wie Menschen Gemälde aus dem brennenden Gebäude retteten. 

 «Ob Hochwasser, Brände oder Verkettung unglücklicher Umstände, menschliches, oder technisches Versagen, oder sogar kriminelle Handlungen: Die Faktoren als Gefahr für Kulturgüter sind immer da, man kann sie nicht vollständig ausschalten», sagte Siegel. Umso wichtiger sei Prävention und Vorbereitung, um im Notfall den Schaden gering zu halten. Immerhin: Das Bewusstsein für die Bedeutung von Kulturgutschutz sei in Deutschland seit dem Brand in Weimar oder dem Einsturz des Stadtarchivs in Köln 2009 gewachsen. 

Als Reaktion auf solche Katastrophen sind bundesweit Notfallverbünde für Kulturgutschutz gegründet worden. Bislang gibt es Siegel zufolge etwa 70 dieser Zusammenschlüsse. Immer neue kämen dazu. 

In diesen Verbünden haben sich meist Museen, Archive oder Bibliotheken einer Region zusammengeschlossen. Sie führen Schulungen und Übungen durch, etwa zur Bergung von und zum Umgang mit beschädigten Gemälden und Büchern. Die Verbünde seien auch sinnvoll, weil es gerade kleineren Einrichtungen an Personal und Kapazitäten für Kulturgutschutz fehle. Da sei es wichtig, sich gegenseitig zu helfen. 

Die Bundesländer gingen unterschiedlich mit dem Thema um, sagte Siegel weiter. In Thüringen etwa stelle die Landesregierung Feuerwehren spezielle Ausrüstungssätze für den Kulturgutschutz im Notfall zur Verfügung. Darin enthalten sind etwa Nasssauger und Spezialwerkzeuge. 

Thüringen verfügt zudem über ein Spezialfahrzeug zum klimatisierten Transport beschädigter Kulturgüter. Der Wagen war etwa auch bei der Flutkatastrophe im Ahrtal im Einsatz. «Thüringen ist ein Vorzeigemodell», sagte Siegel. «Aber es ist in keiner Weise der Standard überall oder selbstverständlich.»

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