Als Standort für ein neues Kali-Bergwerk in Thüringen kommt nach Abschluss einer Raumverträglichkeitsprüfung der Ort Bernterode-Schacht im Eichsfeld infrage. Die Betriebsanlagen zur Herstellung von Kali-Düngelmitteln sollen in einem Gewerbegebiet in Leinefeld ebenfalls im Eichsfeld angesiedelt werden. Das teilte das Landesverwaltungsamt am Donnerstag in Weimar mit. Der Bergbau-Entwickler Kali Südharz GmbH will die nach der Wiedervereinigung im Norden Thüringens eingestellte Kali-Förderung für die Düngemittelproduktion wiederbeleben. Mit dem Abschluss der Raumverträglichkeitsprüfung ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einem neuen Kali-Werk erfolgt.
Bernterode-Schacht für den Kali-Abbau hatte auch das Unternehmen vorgeschlagen. Der Standort Leinefelde für die Prozess- und Logistikanlagen war nicht die Vorzugsvariante des Unternehmens, das den Bahnhof Bernterode vorgesehen hatte. Insgesamt hatte die Kali Südharz GmbH vier Varianten für die Raumverträglichkeitsprüfung vorgeschlagen.
«Ausschlaggebend für das Prüfergebnis war, dass die geplante Größe und das Erscheinungsbild der übertägigen Betriebsanlagen nicht zur ländlich geprägten Siedlungsstruktur von Bernterode passen. Der Standort Leinefelde-RIG weist als bereits im Regionalplan Nordthüringen ausgewiesenes Industriegebiet diesbezüglich deutlich bessere Voraussetzungen auf», erklärte die Weimarer Behörde.
Projekt in der Region nicht unumstritten
Das Landesverwaltungsamt veröffentlichte das Ergebnis der Raumverträglichkeitsprüfung im Internet. Daraus geht hervor, dass das Unternehmen an dem Standort Bernterode eine Vielzahl von Vorgaben erfüllen muss, dazu gehört der Abstand zur Wohnbebauung, die Höhe der Werksanlagen oder die Einbettung eines Zwischenlagers in die Landschaft.
Nach Angaben des Präsidenten des Landesverwaltungsamtes, Frank Roßner, wurden 40 Träger öffentlicher Belange in die Prüfung der Raumverträglichkeit einbezogen. Betroffene Kommunen und Landkreise sowie Fachbehörden und Verbände hätten insgesamt 26 Stellungnahmen abgegeben. Etwa 1500 Bürgerinnen und Bürger nutzten die Beteiligungsmöglichkeiten, weitere 2000 Bürgerinnen und Bürger unterschrieben Unterschriftenlisten. Einwände bezogen sich vor allem auf Eingriffe in das Wohnumfeld, in die Natur und speziell in das Landschaftsbild. Das Projekt ist vor allem in Bernterode nicht unumstritten. «Die vorgetragenen Einwände spiegeln sich im Prüfergebnis wider», so Roßner. Es sei im folgenden bergrechtlichen Genehmigungsverfahren zu berücksichtigen.
Kritik an dem Bergbauprojekt kam vom Thüringer Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), der einen Verzicht auf den Kali-Abbau forderte. Allein der Wasserverbrauch von bis zu 75 Kubikmetern pro Stunde rund um die Uhr würde das lokale Ökosystem massiv beeinträchtigen. Der BUND hatte zusammen mit Bürgern auch in der Region protestiert.
Kali wird vor allem für die Herstellung von Düngemitteln gebraucht. Viele Orte in Nordthüringen haben eine lange Tradition im Kali-Bergbau, der nach der Wiedervereinigung vielfach stillgelegt wurde. Die Chance, dass die Tradition wiederbelebt wird, hatte sich nach erfolgreichen Probebohrungen der Südharz Kali GmbH ergeben.
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