Nur wenige Thüringer Pädagogen haben sich bislang durch die Zahlung von Sonderzuschlägen in Regionen locken lassen, in denen der Lehrermangel besonders groß ist. Im laufenden Jahr seien solche Zahlungen für 106 Beamte gewährt worden, heißt es in der Antwort des Bildungsministeriums auf eine Anfrage der FDP-Landtagsabgeordneten Franziska Baum. 2023 seien die Zuschläge für 209 verbeamtete Lehrer bewilligt worden. Zur Einordnung: Landesweit arbeiten an den allgemein- und berufsbildenden Schulen im Land mehr als 20.000 Lehrkräfte.
Der Freistaat zahlt seit 2022 Lehrerinnen und Lehrern unter bestimmten Bedingungen zusätzliches Geld, wenn sie beispielsweise in Regionen unterrichten, in denen besonders viele Pädagogen fehlen. Das gilt ebenso für Lehrer an Schulen, an denen der Bedarf besonders hoch ist, oder die Fächer unterrichten, für die es in besonderer Weise an Lehrkräften mangelt.
Bedingungen für Sonderzuschläge
Nach der entsprechenden Verwaltungsvorschrift des Bildungsministeriums erhalten neu eingestellte Lehrerinnen und Lehrer fünf Jahre lang zehn Prozent der für sie gültigen Einstiegsbesoldung als Sonderzuschlag, wenn sie zwei dieser drei Kriterien erfüllen: Bedarfsfach, Bedarfsregion oder Bedarfsschulart. Als Fächer mit besonderem Bedarf gelten den Angaben nach etwa Physik, Biologie und Informatik sowie Englisch, Sport und Kunst - sofern diese Fächer nicht an einer Grundschule unterrichtet werden. Als Bedarfsregion gilt der gesamte Freistaat mit Ausnahme der kreisfreien Städte Erfurt, Weimar und Jena sowie die an diese Städte direkt anschließend Landkreise.
Zuschläge sind ein Mosaikstein bei Lehrergewinnung
Obwohl bislang nur vergleichsweise wenige Nachwuchslehrer über die Zuschläge für den Unterricht beispielsweise im ländlichen Raum gewonnen werden konnten, verteidigt Bildungsminister Helmut Holter (Linke) deren Einführung. Die Lage bei der Lehrergewinnung sei aufgrund des Generationswechsels in den Schulen bundesweit komplex und dynamisch, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Die Sonderzuschläge sind ein Stein im Mosaik vieler Maßnahmen zur Bekämpfung des Lehrermangels.»
Herausforderungen bei bestimmten Fächern
Diese zusätzlichen Zahlungen würden Nachwuchslehrern Anreize bieten, sich auf bestimmte Bedarfsfächer zu orientieren und in Bedarfsregionen zu arbeiten. Ohne diesen Mosaikstein wäre Thüringen bei der Suche nach neuen Lehrern wahrscheinlich weniger erfolgreich, als es das Land derzeit sei, sagte Holter.
Gleichzeitig machte Holter deutlich, dass sich die Suche bei Nachwuchspädagogen für den Unterricht von Latein und Geografie derzeit so schwierig gestalte, dass auch diese beiden Fächer demnächst wahrscheinlich als Bedarfsfächer eingestuft werden.
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