Auf den Halbjahreszeugnissen der Schülerinnen und Schüler in Thüringen hat es erneut Zehntausende Lücken gegeben. An 317 allgemeinbildenden Schulen hätten 51.232 Zeugnisnoten nicht erteilt werden können, teilte das Thüringer Bildungsministerium auf dpa-Anfrage mit. Grund für die fehlenden Noten seien Unterrichtsausfall und Lehrermangel.
Eine Sprecherin des Bildungsministeriums sagte, in den allermeisten Fällen sei es gelungen, Schulnoten auf den Zeugnissen zu erteilen, «trotz anhaltend schwieriger Rahmenbedingungen». Dennoch weise «jede nicht erteilte Zeugnisnote auf einen Mangel» hin. Alle Beteiligten versuchten, die Auswirkungen so klein wie möglich zu halten. «Die umfangreichen Maßnahmen zur Unterrichtsabsicherung wirken diesem Mangel weiter entgegen.»
CDU: Anstieg um ein Fünftel
Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Christian Tischner, sprach von einem Anstieg der Zahl fehlender Noten auf Schulzeugnissen von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. «Unter Rot-Rot-Grün verzeichnen wir einen dramatischen Anstieg bei fehlenden Zeugnisnoten. Unvollständige Zeugnisse beeinträchtigen die Berufs- und Entwicklungsmöglichkeiten der Schüler nachhaltig», erklärte Tischner. Weil die Regierung es nicht schaffe, den Lehrermangel effektiv zu bekämpfen, komme es zu großen Lücken in den Stundenplänen.
Die meisten Fehlstellen gab es auf den Zeugnissen der Regelschulen: 27.717 Noten wurden in dieser Schulart nicht erteilt. Generell gilt der Lehrermangel an Regelschulen in Thüringen - vor allem in einigen ländlichen Regionen - als besonders groß. Die Sprecherin wies darauf hin, dass im Winter ein duales Studium für das Lehramt an Regelschulen starte, damit solle dem Lehrermangel weiter begegnet werden.
Oft Fehlanzeige bei Zeugnisnoten im Fach Musik
Beim Fach Musik hatten thüringenweit an öffentlichen allgemeinbildenden Schulen 10.044 Schülerinnen und Schüler keine Note auf der Halbjahresinformation. Damit war Musik das mit Abstand häufigste Fach ohne Zeugnisnote, gefolgt von Kunsterziehung mit 6251 und Ethik mit 4419 betroffenen Schülern.
«Erfahrungsgemäß wird die Zahl der nicht erteilten Zeugnisnoten zum Schuljahresende deutlich niedriger sein», erläuterte die Sprecherin. Dies sei auch die entscheidende Größe. Tatsächlich war die Anzahl der Fehlstellen auf den Zeugnissen in den vergangenen Jahren zum Halbjahr stets deutlich größer als zum Ende des Schuljahres. Im Schuljahr 2022/2023 beispielsweise gab es auf den Halbjahreszeugnissen 42 395 Lücken, am Ende des Schuljahres waren es noch 20.516 - also weniger als die Hälfte.
Der CDU-Abgeordnete Tischner verwies erneut darauf, dass etwa jede zehnte Unterrichtsstunde ausfalle, neun von zehn Schulen Personalprobleme hätten und mehr als 2000 Lehrkräfte fehlten. «Wir haben mehr Schüler als 2015, aber dafür weniger Lehrer», beschrieb er das Problem.
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