Einer der bekanntesten und streitbarsten Pfarrer Deutschlands ist tot: Der ehemalige Stadtjugendpfarrer von Jena, Lothar König, ist nach Angaben seiner Familie im Alter von 70 Jahren gestorben. König sei nicht nur Pfarrer und Vater gewesen. «Er war ein Freund, ein Gegenüber, ein Kämpfer, einer mit dem man Abende und Nächte diskutieren, schwelgen, lachen, trinken konnte», heißt es in einer von seiner Familie veröffentlichten Erklärung. König habe sein Leben lang seinen Kopf «für eine bessere Welt hingehalten, an der er trotz aller Widrigkeiten nie verzweifelte, nie die Hoffnung verlor.»
König wurde 1954 im heutigen Landkreis Nordhausen geboren. Er leitete von 1990 bis 2019 die Junge Gemeinde Stadtmitte in Jena. Nicht nur dort, sondern bundesweit setzte er sich gegen Rechtsextremismus ein. 1997 wurde er mit einem Schlagring am Kopf verletzt, die Wunde, die er dabei davontrug, blieb immer sichtbar. König erlebte aus unmittelbarer Nähe auch mit, wie sich im Jena der 1990er Jahre die rechtsextreme Szene immer weiter radikalisierte, aus der später das Kerntrio des «Nationalsozialistischen Untergrunds» (NSU) hervorgehen sollte.
Bundesweit bekannt wurde König vor allem Anfang der 2010er Jahre. Nachdem er 2011 an einem Protest gegen Rechtsextremisten in Dresden teilgenommen hatte, klagte ihn die Staatsanwaltschaft Dresden wegen schweren Landfriedensbruchs an. 2014 wurde das Verfahren gegen König dann gegen Zahlung einer Auflage eingestellt.
In der Erklärung seiner Familie heißt es, König habe sich durch sein Verhalten oft angreifbar gemacht. «Bis zum Ende blieb er Fußballer, Punk und ‚Langhaariger’, dessen krasser Freiheitsdrang immer seinen Weg bestimmte.»
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