Die Zahnspange im Mund begleitet viele Mädchen und Jungen beim Heranwachsen. Allein unter minderjährigen Versicherten der Krankenkasse Barmer in Thüringen betrifft das mit 56,5 Prozent mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen, wie die Kasse bei der Vorstellung ihres Zahnreports mitteilte. Sie erhalten wegen Zahn- und Kieferfehlstellungen eine kieferorthopädische Behandlung.
Damit liegt Thüringen über dem Niveau der meisten anderen Bundesländer. Lediglich in Bayern und Baden-Württemberg ist der Anteil der Zahnspangen-Kinder höher. Die Kasse untersuchte in einer Zehn-Jahres-Analyse die Inanspruchnahme von Kieferorthopädie-Behandlungen.
Dafür wurden Daten von bundesweit mehr als 50.000 Achtjährigen, davon rund 1.200 aus Thüringen, zwischen 2013 und 2022 ausgewertet. Die Erhebung ergab, dass Mädchen häufiger als Jungen zum Kieferorthopäden gehen. Knapp 61 Prozent der Mädchen und 50 Prozent der Jungen in Thüringen wurden wegen Kieferfehlstellungen und schiefer Zähne behandelt.
Regionale Unterschiede
Zudem zeigen sich regionale Unterschiede innerhalb Thüringens. So nehmen in Jena knapp 59 Prozent der Heranwachsenden eine solche Behandlung in Anspruch, im Landkreis Nordhausen nur rund 51 Prozent. Diese Unterschiede seien nicht allein mit Kieferanomalien und Zahnfehlstellungen erklärbar, so die Leiterin der Barmer-Landesvertretung, Birgit Dziuk. Sie vermutet, dass die Ärzte die Notwendigkeit einer Behandlung unterschiedlich einschätzen. Zudem liege ein Zusammenhang zwischen Angebot und Nachfrage nahe.
In Thüringen gibt es nach Zahlen der Kassenzahnärztlichen Vereinigung 49 auf Kieferorthopädie spezialisierte Praxen und 53 Kieferorthopäden. Städte mit den meisten Kieferorthopädie-Praxen sind Erfurt (7), Gera (6) und Jena (4). Einzige Kommune ohne eine solche Praxis ist Sonneberg.
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