Thüringens Kinder- und Jugendärzte beobachten in diesem Jahr besonders viele Infektionen mit Mykoplasmen. «Das ist sehr merkwürdig dieses Jahr und habe ich in 20 Jahren Praxis nicht erlebt», sagte der Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte in Thüringen, Dirk Rühling, der in Weimar praktiziert. «Wir haben selten so viel Antibiotika wie diesen Sommer herausgegeben.» Grundsätzlich seien die Infektionen gut behandelbar, manchmal gebe es aber auch schwerere Verläufe.
Mykoplasmen sind kleine Bakterien, die vor allem durch Husten und Niesen verbreitet werden. Meist verlaufen die Infektionen mild, sie können aber auch schwere Lungenentzündungen hervorrufen. In einigen Regionen hatte es zuletzt Berichte über auffallend viele Lungenentzündungen bei Kindern gegeben.
Mehr Lungenentzündungen
Das Thüringer Gesundheitsministerium berichtete von einer deutlichen Zunahme behandlungsbedürftiger Lungenentzündungen. Diese Einschätzung stütze sich auf Rückmeldungen einzelner Kinder- und Jugendärzte. Genaue Zahlen zur Infektionslage lägen aber nicht vor, da es in Thüringen keine Meldepflicht hierzu gebe. Am Uniklinikum Jena sei das Thema klinisch bisher noch gar nicht auffällig geworden, sagte eine Sprecherin.
In den vergangenen Jahren habe es vergleichsweise wenige Infektionen mit dem Erreger gegeben, erklärte Rühling. Dadurch gebe es aktuell auch wenig Immunität. Das könne der Grund dafür sein, dass es dieses Jahr besonders heftig sei. Es bleibe abzuwarten, ob es auch im Herbst zu vielen Mykoplasmen-Infektionen komme oder ob dann Viren eine größere Rolle spielten.
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