Der insolvente Autozulieferer Bohai Trimet aus Harzgerode hofft auf Unterstützung aus der Autobranche. Der mittel- oder langfristige Bestand des Unternehmens werde nur gelingen, wenn die bisherigen Hauptauftraggeber sich beteiligten, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Olaf Spiekermann. Gleichzeitig müssten neue Auftragnehmer gefunden werden.
Vergangene Wochen hatte Bohai Trimet mit allen vier Gesellschaften des Unternehmens Insolvenz angemeldet. An den Standorten in Harzgerode und Sömmerda (Thüringen) arbeiten insgesamt knapp 700 Menschen. Das Unternehmen ist einer der größten Arbeitgeber im Harz. Zudem gebe es Verträge mit rund 300 weiteren Unternehmen und Zulieferern, betonte Spiekermann. Von der Insolvenz seien in der Region mehr als 1.000 Menschen betroffen.
Dutzende Millionen Euro Finanzunterstützung durch chinesische Eigner
Auch für die deutsche Automobilbranche könnte die Insolvenz zu Problemen führen. Das Unternehmen produziert unter anderem Getriebe-, Fahrwerks- und Karosserieteile für Autohersteller aus Deutschland und Italien. «In jedem deutschen Auto fährt ein Stück Harzgerode», sagte der Geschäftsführer des Unternehmens, Mathias Meinen.
Die Krise des Unternehmens resultiere zum einen aus dem Wandel der Automobilbranche, es gebe aber nicht den einzelnen Grund für die Insolvenz, betonte Insolvenzverwalter Spiekermann. Zudem habe sich die Auslastung kontinuierlich reduziert. Das Unternehmen sei stark defizitär. In den vergangenen zwei Jahren hätten die chinesischen Eigner die Firma mit mehreren Dutzend Millionen Euro unterstützt. Vor Ostern hätten sie dann die Zahlungen eingestellt.
Wichtiges Unternehmen für die Automobilindustrie
Man habe in der Vergangenheit versucht, an mehreren Stellschrauben zu drehen, sagte Spiekermann. Im vergangenen Jahr wurden 150 Stellen gestrichen, Anfang des Jahres ging es in Kurzarbeit. Vergangene Woche sei der Betrieb in der Gießerei komplett eingestellt worden. Die gute Nachricht sei jetzt, dass der Betrieb in der kommenden Woche wieder komplett hochgefahren werde.
«Die Stimmung ist natürlich von Wut und Enttäuschung und der Sorge um die Arbeitsplätze geprägt», sagte Betriebsrat André Damuszis. Es seien sehr viele Familien in der Umgebung, die teils seit Generationen im Unternehmen beschäftigt sind. «Die Kollegen haben in den letzten Wochen und Monaten enorme Einschnitte mitgetragen, dass jetzt die Situation trotzdem eingetreten ist, ist eine schwere Situation.»
Weltweite Suche nach Investoren
Noch bis 30. Juni sind die Gehälter der Beschäftigten über das Insolvenzgeld abgesichert. In den kommenden Wochen werde sich zeigen, wie der Betrieb weitergehen kann, sagte Insolvenzverwalter Spiekermann. Beide Landesregierungen in Thüringen und Sachsen-Anhalt seien aktiv an dem Prozess beteiligt.
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