Die Sparkassen in Hessen und Thüringen haben die negativen Folgen der abrupt gestiegenen Zinsen verdaut und 2023 ein Rekordergebnis eingefahren. «Wenn wir uns die Prognosezahlen anschauen, dann können wir (...) bei allen Unsicherheiten zuversichtlich sein, dass die Sparkassen in Hessen und Thüringen auch 2024 wieder ein ordentliches Betriebsergebnis vor und nach Bewertung einfahren werden», sagte der geschäftsführende Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes Hessen-Thüringen, Stefan G. Reuß, am Dienstag in Frankfurt. Der Geschäftsverlauf in den ersten zwei Monaten des laufenden Jahres bestätigten diese Erwartung.
Im vergangenen Jahr legte das Betriebsergebnis vor Bewertung - also das operative Ergebnis - um fast 42 Prozent auf gut 1,6 Milliarden Euro zu. Das Betriebsergebnis nach Bewertung betrug etwas mehr als 1,7 Milliarden Euro. Unter dem Strich standen vorläufigen Zahlen zufolge 515,6 Millionen Euro Gewinn nach 115,4 Millionen Euro ein Jahr zuvor.
Wertpapierbestände erholen sich
Für den großen Sprung sorgten maßgeblich Wertaufholungen bei Wertpapierbeständen. «Im Jahr 2023 hat sich das Bewertungsergebnis bei den Wertpapieren gedreht. Statt Abschreibungen im Milliardenbereich konnten die Sparkassen diesmal Zuschreibungen von 249 Millionen Euro verbuchen», erklärte Reuß. Mit dem Jahresergebnis 2023 seien die negativen Folgen der Zinswende abgehakt, «die Belastungen sind ausgeschwitzt».
Im Geschäftsjahr 2022 hatte der rasante Zinsanstieg zu Kursverlusten an den Märkten etwa für Staatsanleihen geführt, die einen Großteil der Eigenanlagen der Sparkassen ausmachen. In der Folge mussten die Institute vorübergehend knapp 1,3 Milliarden Euro Abschreibungen verbuchen.
Bei der Ertragsentwicklung verlieh die Zinswende den Sparkassen in Hessen (32 Institute) und Thüringen (16) 2023 wie erwartet Rückenwind. Der Zinsüberschuss als wichtigste Ertragssäule der öffentlich-rechtlichen Institute verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr um rund 27 Prozent auf gut 2,7 Milliarden Euro.
Konkurrierende Zinsangebote führten nicht zu erheblichen Abflüssen von Kundeneinlagen bei den Sparkassen in den beiden Bundesländern. Die Einlagen erhöhten sich sogar leicht um 167 Millionen Euro auf rund 121,35 Milliarden Euro.
Kreditnachfrage zieht wieder an
Bei der Vergabe von Krediten zeichnen sich nach Einschätzung des Verbandes nach der zwischenzeitlichen Zurückhaltung der Kundschaft wegen deutlich gestiegener Zinsen wieder bessere Zeiten ab. Die Nachfrage nach Baufinanzierungen habe bei den Sparkassen im Verbandsgebiet «zuletzt wieder leicht angezogen», schilderte Reuß. Bei den Darlehenszusagen an Unternehmen und Selbstständige mehrten sich im Neukreditgeschäft «zumindest die Anzeichen, dass die Talsohle erreicht ist».
Der zwischenzeitlich von der Aufsicht eingeführte zusätzliche Risikopuffer für Wohnimmobilienkredite sowie der sogenannte antizyklische Kapitalpuffer passten nicht mehr in die Zeit, argumentierte der Verbandspräsident: «Sie engen die Kreditvergabemöglichkeiten der Institute ein und machen damit Finanzierungen tendenziell teurer, und das zu einem Zeitpunkt, in dem ein Riesenbedarf an neuem Wohnraum besteht.»
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