Medien werden aus Sicht eines Kommunikationswissenschaftlers in der öffentlichen Debatte oft negativer wahrgenommen, als sie sind. «Wir wissen aus der Forschung, dass viele Probleme, die wir öffentlich diskutieren, gar nicht so umfangreich sind, wie man das denkt», sagte Fabian Prochazka von der Universität Erfurt der Deutschen Presse-Agentur. «Filterblasen und Fake News zum Beispiel findet man seltener, als man glaubt.» Es sei ein Reflex in der öffentlichen Debatte, zuerst auf das Negative zu blicken.
Dabei habe etwa ein starker Öffentlich-rechtlicher Rundfunk positive Effekte auf das Gemeinwesen und erhöhe die Widerstandsfähigkeit von Menschen gegenüber Falschnachrichten. Auch über soziale Medien könnten sich Menschen inzwischen vielfältiger informieren, als dies früher der Fall gewesen sei, sagte Prochazka.
Solche positiven Potenziale für Medien und Lösungsvorschläge für Probleme wollen rund 400 Gäste auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft ab Mittwoch in Erfurt diskutieren. Das Motto lautet: «Visionen für ein besseres Leben». Prochazka betonte, dass dabei die negativen Seiten von Medien nicht ausgeblendet werden sollen - es aber darum gehe, wie man ins Positive komme.
Dabei gehe es etwa um konstruktiven Journalismus, der nicht nur Probleme, sondern auch Lösungen in den Vordergrund rücke, mehr Vielfalt in Redaktionen oder eine andere Kommunikation über Klimathemen. «Es braucht nicht nur Weltuntergangrhetorik, sondern auch den Versuch, Lösungen zu schaffen.» Auch sollen Wege diskutiert werden, wie das Phänomen, dass viele Menschen Nachrichten gezielt mieden, angegangen werden könne.
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