Die Thüringer Polizeigewerkschaften finden die geplante Verlängerung der Polizeiausbildung von zwei auf drei Jahre grundsätzlich gut - haben aber noch Fragen. So müsse etwa zeitnah geklärt werden, wie sich die Ausbildungsinhalte und Abschlüsse von Polizisten des mittleren und des gehobenen Dienstes in Zukunft unterscheiden würden, erklärten der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Jürgen Hoffmann, und der stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Wolfgang Gäbler.
Nach Medienberichten plant das Thüringer Innenministerium, Polizisten des mittleren Dienstes ab 2026 drei statt zwei Jahre lang auszubilden. Die meisten Thüringer Polizisten gehören zu dieser Laufbahngruppe und sind unter anderem als Streifenpolizisten eingesetzt. Bei Beamten des gehobenen Dienstes dauert die Ausbildung bereits drei Jahre. Sie werden oft auf einer mittleren Führungsebene als Vorgesetzte eingesetzt.
Zusätzliches Personal benötigt
Vor allem aber müsse das Innenministerium ein Konzept dazu vorlegen, wo das zusätzliche Personal herkommen solle, das an der Polizeischule in Meiningen gebraucht werde, wenn die Ausbildung verlängert werde, forderten beide. «Wir können dieses Personal nicht von der Straße holen», sagte Hoffmann. Schon jetzt gebe es zu wenige Polizisten in Thüringen, die Arbeitsbelastung der vorhandenen Beamten sei enorm. Auch sei nicht jeder Polizist dazu geeignet, Nachwuchsbeamte zu unterrichten.
Grundsätzlich stehen die Gewerkschaften aber hinter den Plänen. Es sei unbestreitbar, dass die Anforderungen an Polizisten in den vergangenen Jahren größer geworden seien und ihnen deshalb weiteres Wissen vermittelt werden müsse, sagte Hoffmann. Unter anderem habe sich die Zusammensetzung der Gesellschaft verändert, weshalb Polizisten heute mehr interkulturelle Kompetenzen bräuchten als früher. Welche zusätzlichen Inhalte noch in die Ausbildung integriert werden sollten, müsse wissenschaftlich untersucht werden.
Bessere Wechselmöglichkeiten in andere Bundesländer
Auch Gäbler sagte: «Grundsätzlich wird die Verlängerung der Ausbildung von uns als positiv betrachtet.» Thüringen sei eines der letzten Bundesländer, in denen die Ausbildung noch zwei Jahre dauere. Verlängere man sie auf drei Jahre, sei es für Polizisten auch leichter, in Bundesländer zu wechseln, in denen die vergleichbare Ausbildung schon so lange dauere, sagte Gäbler. Das sei durchaus im Interesse der Beamten.
Einer der Ausbildungsinhalte, der in dem zusätzlichen Jahr vermittelt werden müsse, betreffe den Einsatz von Bodycams, die die Thüringer Polizei flächendeckend einführen wolle, sagte Gäbler. Die rechtlichen Hintergründe für den Einsatz dieser Technik seien komplex. In der bisherigen Ausbildung würden sie nicht ausreichend vermittelt.
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten