Thüringen feiert seine Bratwursttradition: In diesem Jahr werde ihr 620-jähriges Jubiläum begangen, sagte der Geschäftsführer des Herkunftsverbands Thüringer und Eichsfelder Wurst, Uwe Keith, am Samstag bei der Eröffnung der Grillsaison in Erfurt. Ein auf den 20. Januar 1404 datierter Rechnungseintrag eines Arnstädter Klosters gelte als erste urkundliche Erwähnung. Seit 2004 ist die Thüringer Bratwurst zudem von der EU als regionale Spezialität geschützt.
Tausende Gäste kamen zur «Rostkultur» - dem öffentlichen Angrillen mit Bratwurstkönig und -königin auf den Domplatz der Landeshauptstadt. Es brutzelten Würste und andere Spezialitäten auf mehr als 20 Holzkohlerosten. Verkostet werden konnten die unterschiedlichen Geschmacksnoten - in den Thüringer Regionen werden die Würste teilweise mit Kümmel, Majoran oder Knoblauch gewürzt.
Die Wurstherstellung ist auch ein Wirtschaftsfaktor in Thüringen. Etwa 40.000 Tonnen Thüringer Bratwurst würden jährlich hergestellt, sagte Keith. Mehr als 70 Hersteller seien zertifiziert. Nur sie dürfen ihre Würste Thüringer nennen und sie bundes- und europaweit unter diesem Namen verkaufen. Allerdings stagnierten die Produktionszahlen derzeit - «aber auf einem recht hohen Niveau», so der Verbandsgeschäftsführer. Generell ginge der Verbrauch an Wurst und Fleisch zurück - nicht nur in Thüringen.
Mit der EU-Anerkennung als geschütztes regionales Produkt verbunden sind laut Keith auch einige Standards. Die Thüringer Bratwurst muss danach zwischen 15 und 20 Zentimeter lang sein und 100 bis 150 Gramm wiegen. «Es darf nur rein, was in den historischen Rezepten nachweisbar ist.»
Die Thüringer Bratwurstkultur ist 2022 auch ins Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Zudem ist der Leibspeise der Thüringer ein Museum in Mühlhausen gewidmet.
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