Vertreter von rechter und linker Szene stehen schon früh am Morgen vor dem Oberlandesgericht in Jena an, viele Polizisten haben die Lage im Blick: Der Auftakt des Staatsschutzverfahrens gegen mutmaßliche Mitglieder und einen mutmaßlichen Unterstützer der rechtsextremen Eisenacher Kampfsportgruppe «Knockout 51» hat viel Interesse geweckt.
Den drei Angeklagten wirft die Bundesanwaltschaft unter anderem die Beteiligung an beziehungsweise die Unterstützung einer kriminellen und später auch terroristischen Vereinigung vor. Alle Angeklagten ließen über ihre Verteidiger erklären, sich derzeit nicht einlassen zu wollen.
Führendes Mitglied rechter Gruppe?
Ein 26-Jähriger soll laut Anklage unter anderem die Eisenacher Gruppierung «Knockout 51» mitgegründet und als ein Rädelsführer agiert haben. Er soll auch Trainings und ideologische Schulungen für Mitglieder und Anwärter durchgeführt haben.
Ein 35-Jähriger ist wegen der Mitgliedschaft und wegen Verstößen gegen das Waffengesetz angeklagt: Er soll mit einem 3D-Drucker Teile für eine funktionsfähige Maschinenpistole hergestellt haben. Die beiden mutmaßlichen «Knockout 51»-Mitglieder sitzen in Untersuchungshaft. Dem Thüringer Verfassungsschutzbericht 2023 zufolge handelt es sich bei «Knockout 51» um eine rechtsextremistische Kampfsportvereinigung.
«Die Heimat»-Politiker soll Gruppe unterstützt haben
In erster Linie die logistische Unterstützung der Gruppierung wirft die Bundesanwaltschaft dem dritten Angeklagten vor. Bei diesem handelt es sich um ein bekanntes Thüringer Mitglied der früher als NPD bekannten Kleinstpartei «Die Heimat». Der 43-Jährige soll der Gruppierung laut Anklage in einem Szene-Treff etwa einen Raum als Waffenlager und einen Computer zur Verfügung gestellt haben.
Nach Darstellung der Vertreter der Bundesanwaltschaft hatte «Knockout 51» zunächst eine kriminelle Ausrichtung und war auf Körperverletzungen ausgelegt. Die Gruppierung habe beansprucht, eine «Ordnungsmacht» im Eisenacher Nazi-Kiez zu sein. Linke, Ausländer, Drogendealer und Drogenabhängige seien zum Ziel willkürlicher Gewalttaten gemacht worden.
Anklage: Tötung von Linksextremisten als Ziel
Spätestens seit Ende April 2021 soll sich das Ziel der Vereinigung aber auch auf die Tötung von Personen aus der linksextremen Szene gerichtet haben. So sollen die beiden angeklagten mutmaßlichen Mitglieder etwa im September 2021 für einen geplanten tödlichen Angriff auf Linksextremisten nach Erfurt gefahren sein. Zu dem Angriff kam es am Ende nicht.
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