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Brombeerzeit im Osten

Schwarz, rot, lila: Die Brombeere zeigt in unterschiedlichen Reifegraden die Parteifarben von CDU, SPD und BSW auf (Archivbild).  / Foto: Friso Gentsch/dpa
Schwarz, rot, lila: Die Brombeere zeigt in unterschiedlichen Reifegraden die Parteifarben von CDU, SPD und BSW auf (Archivbild). / Foto: Friso Gentsch/dpa

Brombeerzeit in Brandenburg, Thüringen und Sachsen: Politiker diskutieren über mögliche 'Brombeer-Koalition'.

Brombeerzeit: In Brandenburg, Thüringen und Sachsen haben die dunklen Früchte bei Politikern derzeit Hochkonjunktur. Normalerweise wird die alte Obstsorte bis in den Oktober hinein geerntet. Im politischen Kontext dürfte die Ernte aber erst zum Jahresende oder noch später erfolgen.

Als «Brombeer-Koalition» wird seit einigen Wochen ein mögliches Bündnis aus CDU, SPD und dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) bezeichnet. Ob solche Koalitionen tatsächlich gebildet werden, steht noch in den Sternen. Zumindest in Thüringen und Sachsen hat man sich aber auf den Weg gemacht. In Thüringen sind bereits Sondierungen vereinbart. Doch reichlich «Gartenarbeit» ist noch zu leisten.

Bislang bedienten sich Medien und Parteienforscher bei der Namensfindung für eine Koalition bei Ländern und ihren Flaggen. Die Jamaika-Koalition steht für ein Bündnis von CDU, Grünen und FDP. Von ihr war in Deutschland erstmals 2005 die Rede. Eine erste Kenia-Koalition aus Union, Grünen und SPD kam 2016 in Sachsen-Anhalt zustande und fand 2019 Nachahmung in Brandenburg und Sachsen.

Doch im Fall der jetzigen Konstellationen ist das Farbspektrum bei Nationalflaggen erschöpft. Da es kein Land auf der Welt gibt, das die Farben Schwarz (für CDU), Rot (für SPD) und Lila (für das Bündnis Sahra Wagenknecht) zusammen in seiner Fahne verwendet, muss nun die Natur herhalten.

Frucht zeigt im Verlauf der Reifung die Parteifarben

Die Brombeere dient als Namensgeber, weil die Frucht in unterschiedlichen Reifegraden die Parteifarben der möglichen Koalitionäre aufweist. Der Begriff «Brombeer-Koalition» wird dem Parteienforscher Karl-Rudolf Korte zugeschrieben. Der Professor von der Universität Duisburg-Essen hatte ihn in einem Essay mit Thesen zu den Landtagswahlen im Osten verwendet.

Nach Umfrageergebnissen war schon damals zu erwarten, dass das BSW fortan eine wichtige Rolle bei der Regierungsbildung in ostdeutschen Ländern spielen wird. Da, wo einst die Linken den Status einer Volkspartei genossen und sogar in Regierungsverantwortung kamen, tat sich mit ihrem Niedergang Raum für Neues auf. 

Auf sandigen Böden ist Düngung angeraten 

Tatsächlich erreichte das BSW in Brandenburg, Sachsen und Thüringen aus dem Stand zweistellige Ergebnisse und wird im Fall einer angestrebten Mehrheitsregierung zwangsläufig im Kabinett der drei Länder vertreten sein. Denn Bündnisse mit der AfD hat die Union ausgeschlossen. In Brandenburg kam das BSW zuletzt auf 13,5 Prozent der Zweitstimmen, in Sachsen und Thüringen waren es zuvor 11,8 beziehungsweise 15,8.

In allen drei Ländern ist eine Fortsetzung des bisherigen Bündnisses nicht mehr möglich. In Thüringen und Brandenburg kam der grüne Koalitionspartner abhanden, weil er es gar nicht mehr in den Landtag schaffte. In Sachsen sind die Grünen nun zu schwach. In Brandenburg sind die Grünen nicht mehr im Landtag, die Wahlsiegerin SPD ist auf das BSW angewiesen - denn allein mit der CDU reicht es nicht.

Wer im Garten-Ratgeber bei Brombeeren nachschlägt, bekommt eine Fülle von Tipps geliefert. Brombeeren, die zur Familie der Rosengewächse gehören, sind demnach relativ anspruchslos. Auf sehr sandigen Böden - so wie in Brandenburg - wird etwas Düngung empfohlen. Ansonsten liebt die Brombeere Sonne, in jedem Fall sollte der Brombeerstrauch gehegt und gepflegt werden. Das gilt schließlich auch für eine Koalition, bei denen die Partner in vielen Punkten unterschiedlichen Ansichten vertreten.

 

 

 

 


 

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