Zum ersten Mal hat sich die Bundeswehr in Thüringen mit einem besonderen militärischen Zeremoniell von einem ehemaligen Ministerpräsidenten des Freistaats verabschiedet: Mit einer Serenade bedankte sich die Truppe am Abend auf Schloss Friedenstein in Gotha bei Ex-Regierungschef und Linke-Politiker Bodo Ramelow für die gute Zusammenarbeit während seiner etwa zehnjährigen Amtszeit.
«Parteizugehörigkeit ist weniger entscheidend als die persönliche Verbindung», sagte der stellvertretende Befehlshaber des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr, Generalleutnant André Bodemann.
Während seiner Zeit als Regierungschef in Thüringen habe sich Ramelow in einer Art und Weise für die Truppe interessiert und für sie eingesetzt, die für die Bundeswehr «einige positive Überraschungen» bereitgehalten habe. Ramelow war zwischen 2014 und 2024 Thüringer Ministerpräsident. Kein anderer Linke-Politiker stand bisher an der Spitze eines deutschen Bundeslandes.
Eine Serenade ist eine militärische Zeremonie der Bundeswehr, mit der die Truppe jenen Respekt zollt, die sich in besonderem Maße um die Streitkräfte verdient gemacht haben. Es handelt sich dabei um eine Abfolge mehrerer Musikstücke, die von einem militärischen Musikkorps gespielt werden. Umrahmt werden die Musiker dabei von Fackelträgern in Uniform. Anders als beispielsweise beim Großen Zapfenstreich – dem feierlichsten Zeremoniell der Bundeswehr – treten dabei aber keine Soldaten an.
Ramelow: Habe Bundeswehrsoldaten schätzen gelernt
Ramelow sagte, er Tränen in den Augen gehabt, als der Kommandeur des Landeskommandos Thüringen, Oberst Klaus Glaab, ihn gefragt habe, ob er eine Serenade annehmen würde. Damit habe er nicht gerechnet.
In den Jahren seiner Amtszeit als Ministerpräsident habe er vor allem während der Flüchtlingskrise von 2015/2016 und während der Corona-Pandemie die Soldaten der Bundeswehr besonders schätzen gelernt, sagte Ramelow. Wo immer die Soldaten zum Helfen aufgetreten seien, sei sofort Ruhe eingetreten.
«Die Bundeswehr ist nicht dazu da, Krieg anzufangen», sagte der Linke-Politiker. «Soldatinnen und Soldaten wollen nicht in den Krieg geschickt werden.» Seine Partei forderte Ramelow auf, ihr Verhältnis zur Bundeswehr zu überdenken.
«My Way» von Ramelow gewünscht
Für die Serenade durfte sich Ramelow zwei Musikstücke wünschen. Seine Wahl fiel auf den Frank Sinatra Klassiker «My Way» und den Walzer Nr. 2 von Dmitri Schostakowitsch. Außerdem wurden unter anderem der Yorcksche Marsch von Ludwig van Beethoven gespielt.
Nicht jeder deutsche Regierungschef eines Bundeslandes wird mit einer solchen besonderen Würdigung von der Bundeswehr verabschiedet. Ramelow sei der erste Thüringer Ministerpräsident, der auf diese Weise gewürdigt werde, sagte ein Sprecher der Bundeswehr.
Der bislang letzte deutsche Ministerpräsident, für den eine Serenade veranstaltet worden sei, war nach seinen Angaben Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). Ihm hatte die Bundeswehr 2022 auf diese Weise ihre Wertschätzung bekundet.
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