Die Pläne für die Modernisierung und Erweiterung einer der wichtigsten Hochwasserschutzanlagen in Thüringen nehmen Gestalt an. Technisch fit gemacht werden soll in den kommenden Jahren das etwa 60 Jahre alte Hochwasserrückhaltebecken Straußfurt im Kreis Sömmerda. Für das Großprojekt mit einem Investitionsvolumen von etwa 82 Millionen Euro solle im Dezember das Genehmigungsverfahren beim Landsamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz beantragt werden, teilte die Thüringer Fernwasserversorgungsgesellschaft mit. Eine Unternehmenssprecherin sprach von einem Generationenprojekt, das in der Region vorgestellt werde.
Mehr Hochwassergefahr durch Klimawandel
Es gehe darum, die Anlage für eine Nutzung in den nächsten 50 Jahren herzurichten und an die Herausforderungen durch den Klimawandel mit mehr Hochwassergefahr anzupassen. Dazu werde der Stauraum vergrößert. Alle Arbeiten, darunter der Neubau des großen Bauwerks mit dem Durchfluss der Unstrut sowie die Errichtung zusätzlicher Dämme sollen so erfolgen, dass der Hochwasserschutz gewährleistet bleibe, betonte die Unternehmenssprecherin. «Er ist für Orte an den Unstrut in Thüringen, aber auch in Sachsen-Anhalt von existenzieller Bedeutung.» Das gelte unter anderem für Kommunen wie Sömmerda, Artern, Roßleben sowie Laucha oder Freyburg.
Die Beibehaltung des Hochwasserschutzes sowie Belange des Naturschutzes seien Gründe für eine relativ lange Bauzeit, voraussichtlich bis Mitte der 2030er Jahre. Das Wasserbecken dient vielen Zugvögeln, darunter Kranichen, als Rastplatz. Bei der Erfassung der Tier- und Pflanzenarten, die an und in dem Rückhaltebecken vorkommen, seien unter anderem 51 Vogelarten sowie Fledermäuse dokumentiert worden, deren Belange bei den Arbeiten berücksichtigt würden.
Erste Verbesserung bei Weihnachtshochwasser 2023
Erste bauliche Veränderungen an der Anlage hätten bereits beim Weihnachtshochwasser 2023 für eine Entlastung gesorgt. Der Hochwasserschutz der Ortslage Henschleben bei Straußfurt sei entlang eines rund 700 Meter langen Schutzdammes verbessert worden. Zudem sei ein Nebendamm errichtet worden, der ohne menschliches Eingreifen die Flutung des Hochwasserschutzraumes ermögliche.
Im Detail gehe es bei dem Projekt Straußfurt unter anderem um eine Verbesserung des Hauptdamms, um Schöpfwerk, Hochwasserentlastungsanlage, neu zu errichtende Dämme sowie das Herz- und Steuerstück der Anlage – das sogenannte Abschlussbauwerk. Das komplexe Planfeststellungsverfahren sehe auch eine öffentliche Beteiligung vor.
Kapazitätserweiterung um ein Drittel
Die Fernwassergesellschaft strebte laut Sprecherin den Beginn der Arbeiten Ende 2026 an. Sie sollen etappenweise bei voller Funktionsfähigkeit der Stauanlage bis 2034 umgesetzt werden. Die Kapazität von Straußfurt solle von derzeit 18,6 Millionen Kubikmeter auf etwa 28,6 Millionen Kubikmeter Wasser - und damit um etwa ein Drittel - erweitert werden.
Straußfurt sei neben der Instandsetzung der Talsperren Weida (Kreis Geiz) und Schönbrunn (Kreis Hildburghausen) das größte Projekt der Fernwasserversorgungsgesellschaft des nächsten Jahrzehnts, so die Sprecherin. Das Unternehmen betreut die meisten Talsperren und Rückhaltebecken des Freistaats. Thüringen verfüge über insgesamt rund 120 Stauanlagen, darunter derzeit sechs aktive Trinkwassertalsperren.
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